Der Schneckenstreit

09.08.09

In einem beschaulichen Wohngebiet wohnte einst Familie Cordonaster mit starkem Wuchs im Garten. Ihre Nachbarn, die Gardeners, suchten die eigene Gartenfläche vor solch starkem Pflanzenangriff zu schützen, aber beide Familien mochten sich und es gab deswegen kein Ärgernis.

Während Familie Cordonaster mit sich selbst beschäftigt war, war Familie Gardener mit dem Garten und der Beseitigung des zusätzlichen nachbarlichen Triebes beschäftigt, auch pflanzten sie Blumen in Kübel, um alles hübsch bunt aussehen zu lassen.

Nur wenn es geregnet hatte, verschlimmerte sich die Situation drastisch. Denn unter den Büschen und den Bodendeckern der Cordonaster sammelten sich Schnecken, die auf die Feuchtigkeit gewartet hatten, um die Blumen der nahen Gardeners als Festmahl anzusehen.

So legte der Blumenliebhaber Kopfsalat aus, um die Schnecken der Cordonaster anzulocken, damit sie nicht gleich die Blumen fressen mögen. Des Nachts ging er dann hinaus und sammelte die Schnecken vom Kopfsalat ein. Es waren sowohl Nacktschnecken, als auch Weinbergschnecken, aber vor allem die kleinen Gehäuseschnecken, die er fand und die er mit einem Schwung wieder in das nachbarschaftlichen Gebüsch beförderte.

Als Herr Cordonaster einmal bemerkte, wie Herr Gardener die Schnecken hinüberwarf, blickte er mürrisch drein. Herr Gardener wich der Konfrontation nicht aus sondern fragte vorausschauend: „Sie wollen mir doch bestimmt helfen, Herr Cordonaster?“ Die erstaunten Blicke des Nachbarn ließen ihn weitersprechen: „Nun, wir könnten gemeinsam die Schnecken einsammeln!“ Und was sollen wir dann damit machen? kam die Frage. „Also ich werfe sie immer zurück in ihren Garten unter die Büsche. Von dort her kommen sie doch und ich dachte sie zählen auf ihre Haustiere." „Aha!“ sagte der verdutzte Mensch und begab sich schnell wieder ins Haus, um mit seiner Frau darüber zu sprechen.

Ein paar Tage später ging Herr Cordonaster nochmals abends hinaus an den Zaun, um sich mit dem schneckensammelnden Gardener zu treffen. Er hatte bereits wahrgenommen, dass am Rande seines Zauns Kopfsalat ausgelegt worden war. So schritt er dann eilig auf den fleißigen Herrn zu und entnahm seinen Beeten eine Nacktschnecke. „So geht es nun aber wirklich nicht! - Das sie uns unsere Schnecken zurückwerfen ist ja noch in Ordnung, aber dass sie die Tierchen auch noch füttern, geht einfach zu weit.“ Er besah sich die Nacktschnecke auf seiner Handfläche und erklärte: „Sie werden doch viel zu fett!“

Dann ging er eiligen Schrittes von seinem Nachbarn weg und poussierte mit der Nacktschnecke „Hat er dir weh getan, meine Kleine?“

Herr Gardener blickte starr und ungläubig auf das Geschehen.

Bald darauf kam ein armer fremdländischer Mann des Weges und sprach mit Herrn Gardener über dessen Garten. Als er von den Schnecken erfuhr, fragte er freundlich, ob er die eingesammelten Schnecken käuflich erweben könne, denn er wolle damit ein Gyros machen und sich und seine Familie ernähren.

Herr Gardener erklärte sich dazu bereit und machte fortan gute Geschäfte mit den Schnecken.

Als Herr Cordonaster feststellte, dass es etwas zu verdienen gab, wollte er für die Aufzucht der Schnecken etwas von dem Gewinn abhaben. Er sprach mit Herrn Gardener und dieser lud ihn bei der fremdländischen Familie zu einem Schneckengyros ein. Schnell wurde man sich einig, dass es ein gutes Geschäft sein könnte, wenn man in der Sache zusammenarbeitete. Herr Cordonaster verpachtete seinen Garten an die fremde Familie, welche die eingesammelten Schnecken von Herrn Gardener abkaufte. Herr Cordonaster wurde dafür an dem Schneckengyrosgeschäft beteiligt. So machten sie eine Schneckenbude auf.

Die Sache lief jahrelang gut, bis aber die fremde Familie sich mit dem erworbenen Geld stark vermehrte. Sie waren so zahlreich geworden, dass die Schnecken aus dem Garten der Cordonaster nicht mehr ausreichten und deswegen baten sie die Gardeners doch die Blumenzucht aufzugeben und statt dessen Gebüsch und Bodendecker anzupflanzen.

Herr Gardener regte sich über diese Bitte so sehr auf, dass es zu einem Streit kam und besprach sich deswegen mit seinem Nachbarn. Man beschloss das Schneckengeschäft wieder aufzugeben. Die Schneckenbude wurde geschlossen und die, so zahlreich gewordene, fremde Familie zog mit den erworbenen Kenntnissen zur Schneckenzucht, reich und glücklich zurück in ihr Land.

 

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