„Wie sind sie denn hier her
gekommen?“ – „ Mit dem Motorrad. Ich habe gehört, hier soll es eine
ausgezeichnete Sauna geben.“ – „ Ja richtig, wenn sie in die Sauna
gehen möchten, dann müssen sie aber die Treppe rauf gehen.“ sagte der
Bademeister als er mich sah, wie ich in der Wäschekammer verschwand.
Ich war zum ersten Mal in dem
Stadtbad. Ich ging also die Treppe rauf und duschte mich
in den Kabinen. Dann lief ich zu den Saunaräumen, hängte meinen
Bademantel außen an den Haken, stellte die Badelatschen vor die Türe und
betrat die Sauna.
Es saßen bereits einige Leute
dort und ich breitete mein Handtuch auf einer der oberen Sitzflächen aus.
„Hallo!“ sagte ich freundlich.
Ich wusste bis dahin nicht, dass
eine Sauna so faulig riechen kann, aber in diesem Dampf saß ich nun mit
den anderen, denen es nichts auszumachen schien. Vielleicht, so dachte ich
ist es auch nur im ersten Moment so, oder es hat hier jemand einen
schlechten Körpergeruch. Ich gewöhnte mich also an die Dämpfe, die
durchsetzt mit ätherischen Ölen, ein gewisses Übelkeitsgefühl in mir
aufsteigen ließen.
Ich erkannte in dem Dunst den
Stadtrat der Christlichen Deutschen Ortspartei und
grüßte freundlich „Na, sind sie öfter hier?“ Er nickte. Neben ihm
saß eine wesentlich jüngere Frau, die ich nicht kannte aber sie sah sehr
hübsch aus, hatte lange schlanke Beine und einen makellosen Busen und wie
ich meinen Blick so umherschweifen lies, merkte ich plötzlich wie ich sie
anstarrte. Ich senkte schnell meinen Kopf und wurde ganz rot.
„Ist dies ihre Frau?“ fragte
ich nach einer Weile den Stadtrat und grinste die beiden freundlich an.
„Nein, meine Frau geht nicht in die Sauna. Sie sagt dies seien römische
Bäder und die sind doch eher etwas für italienische Staatsbürger. Sie
wissen schon – die ausländischen Saunagänger halt, sagt sie.“
Ich nickte. „Ist die
Äußerung nicht etwas nationalistisch?“ Es wurde einen Moment
ruhig in der Sauna.
Aus einer anderen Ecke der Sauna
vernahm ich plötzlich ein Räuspern. „Wir haben bald Kommunalwahlen und
es wird Zeit dass die Dinge ausgesprochen werden, wie sie sind!"
sagte dort jemand.
„Ah, ja.“ erwiderte ich. Dann
fragte ich den Stadtrat: „Wo sind denn die anderen Stadträte?“ Der
Stadtrat staunte. „Haben sie denn nicht davon gehört? Die sind doch
alle bei dem Tsunami in Thailand ums Leben gekommen.“ Ich schob das Kinn
etwas nach vorne. „Ouh, das tut mir leid.“
Ich hörte wieder ein Räuspern
aus der anderen Ecke. „Dead or Alive!“ sang der dort plötzlich in
dunklen Tönen. Alle in der Sauna sahen ihn empört an und er bemerkte,
dass er wohl den falschen Ton angeschlagen hatte. Erschrocken sah er in
die Runde. „Sorry, ich wollte niemanden verletzen!“
Ich wandte mich wieder an den
Stadtrat der beruhigend von der jungen Frau an den Beinhaaren gekrault
wurde. „Was macht denn der Rat dann, wenn nur noch sie übrig geblieben
sind?“
Der Stadtrat sah zu dem Herren herüber
der sich geäußert hatte. „Wir beschäftigen uns bis zu den Wahlen mit Tilgungsplänen. Dazu sind die Vertreter der Stadträte
eingesetzt worden. Der da ist einer der Vertreter, die eingesetzt
wurden.“
Das konnte ich gut verstehen und
deswegen erforderte die Antwort auch keine weitere Frage mehr. Ich wollte
also gerade das Thema wechseln, als die Türe aufging und endlich etwas
frische Luft von außen eindrang. Die Bademeisterin, in weiße
Schwesterntracht gehüllt und übersät mit Flecken von Orangensaft und Bier, machte einen Aufguss.
Die Brühe, die sie auf die glühend
heißen Steine goss, dampfte und war ziemlich kräftig. Es verschlug mir
den Atem. Kurz darauf stellte sie sich vor jeden Einzelnen hin und schlug
mit einem schweißnassen Handtuch, welches sie gerade unter ihren Achseln
hervorgeholt hatte, die feuchte heiße Luft in dessen Gesicht.
Mich traf sie dabei mehrere Male
mit dem Handtuch und ich fühlte mich etwas angewidert von dieser
Behandlung. Ich spürte, wie in mir ein gewisses Verlangen aufstieg, die
Sauna zu verlassen. Ich nahm also mein Handtuch und verabschiedete mich
freundlich. |