Welkomat

Tauka©2005 Die Bar

 

Der Welkomat ist eine Bar mit mehreren Tischen für Gäste, einem Tresen, mit Barhockern, einer großen Scheibe mit Blick über die Strasse in Richtung auf die Kneipe des Dreckbergs und einigen Kommunikationseinrichtungen. An den Wänden hängen Bilder, Fotos und Poster. Der Barkeeper ist beliebt, wenngleich er auch etwas hitzig reagiert und sich über alles Mögliche aufregen kann. Er schmeißt auch schon mal ein Glas in die Ecke oder ein Handtuch nach einem Kunden, aber meistens putzt er die Gläser mit den Geschirrtüchern.

Im Welkomat treffen sich Jugendliche, Studenten und oft auch die Elite einiger Wissenschaftsbereiche. Manchmal kommen auch Kinder in den Welkomaten, denn der Barkeeper gibt den Kindern gerne Malkreide. Sie bemalen dann den Gehweg vor der Bar, wenn schönes Wetter ist.

 

Eine Kundin ist schon lange im Welkomat bekannt. Sie ist sehr reich und eine gute Freundin des Besitzers und Barkeepers. Der Keeper weiß von Ihrer Geschichte, denn sie ist das Mädchen, welches in der Bildergeschichte der Endschatten beschrieben wird.

 

Manchmal kommt das Fräulein in die Bar, grüßt gar nicht erst, sondern begibt sich sogleich zu dem neuesten Poster, zerreist es und setzt sich sodann auf einen der freien Plätze in der Bar. Sie hat nämlich eine Macke – ihr Hang, hinter den Bildern nach einer Belohnung zu suchen, wurde mit den Jahren zu einer Sucht.  Überall versucht sie, die Bilder zu zerreißen oder zumindest dahinter zu schauen. Was sie macht, kommt meist auf ihre Laune an. Das Mädchen war wegen der Sache auch schon beim Psychiater und es gab auch schon Anzeigen wegen ihres Verhaltens.

 

Einmal wurde sie bereits von einigen spaßigen Studenten, die auch öfter in den Dreckberg gehen an ein Kreuz gebunden, damit sie ihre Sucht ablegen würde, aber geholfen hat es nur für wenige Tage.

 

Man darf Rätseln, ob noch weitere Persönlichkeiten im Welomat, nicht alle Tassen im Schrank haben, denn es verschwinden ab und zu die Kaffeetassen aus den Küchenschränken und die Geheimnisse um die Geschirrspülmaschine sind bisher nicht geklärt.

 

Das Mädchen, welches immer hinter die Bilder guckt heißt übrigens Stefanie Stern. Sie sitzt gerade wieder im Welkomat und liest die Zeitung. Bevor sie sich setzte hat sie heute nur mal eben hinter das Bild geschaut, dass den Welkomatbesitzer zeigt. Es hängt in einem Rahmen hinter ihr.

 

Etwas weiter weg sitzt ein junges Paar und schaut gelangweilt aus dem Fenster. Sie trinken je eine Schokolade mit Sahne. Der Barkeeper kommt gerade an den Tisch von Stefanie und hat das Geschirrtuch gekonnt über den linken angewinkelten Arm gelegt. „Grüß dich Steffi! Heute schon so früh?“ Steffi schaut auf. „Ja, ich habe gehört, du willst neue Bilder an die Wand hängen. Ich dachte, wenn ich dir dabei zuschaue, brauchst du dir keine Sorgen zu machen, dass ich sie dir sogleich wieder von den Wänden reiße!“ Er lachte. „Ich bringe dir erst einmal einen Kaffee, oder möchtest du etwas anderes?“ Sie verneint.

 

Der Welkomat ist um diese Zeit nicht stark besucht und deswegen nimmt der Barkeeper auch die Bilder aus der Abstellkammer bei dem Orakel und bringt sie in den Barraum. Bewaffnet mit einem Hammer und einer Tasche voll Nägeln will er gerade das erste Bild anbringen, da läuft ihm Steffi auch schon in die Hand. „Lass mich das machen!“ Sie greift schon das erste Bild und schaut es sich genau an. Dann gibt es plötzlich ein Geräusch, wie wenn ein Reißverschluss aufgeht. Mit dem Fingernagel hat Stefanie die Rückseite des ersten Bildes aufgeschlitzt und schaut hinter die Pappe. Als sie nichts findet reicht sie das Bild weiter an den Barkeeper. Der nimmt das Bild wortlos und hängt es an den Nagel, welchen er gerade eingeschlagen hat. In der Zeit, wie er den zweiten Nagel einklopft reißt Stefanie das nächste Bild auf. Nach drei Bildern ist es geschafft.

Die beiden jungen Leute, die vorher so gelangweilt aus dem Fenster schauten, blicken mit offenen Mündern auf das Geschehen. Der Barkeeper sieht zu ihnen hinüber und erklärt: „Macht euch nichts daraus, das gehört hier zum üblichen Vorgehen.“ Er bekommt einen Kuss von Stefanie und geht zurück an den Tresen. Steffi sieht dass er den Hammer liegen gelassen hat und ruft. „Lass nur. Ich bringe ihn nach hinten.“ Sie verschwindet und plötzlich hört man ein lautes Krachen. Der Barkeeper beeilt sich hinter Steffi her zu laufen. 

Im Orakelraum hat Steffi das komplette Orakel aus der Wand gebrochen. Erstaunt blickt sie auf den Barkeeper, der beide Fäuste in die Seiten stemmt. „Ich dachte, dass vielleicht dahinter etwas Geld versteckt sei!“ Der Barkeeper schüttelt den Kopf. „Du lernst es nicht. Sieh dir nur die Bescherung an!“ Sie grinst. „Ich weiß, aber ich bezahle es dir. Mach dir keine Sorgen.“ Die beiden Jungen Leute aus dem Barraum eilen auch schon hinzu. Der Barkeeper wendet sich an das Paar und macht ihnen einen Vorschlag: „Wenn ihr die nächste Woche alle Getränke umsonst haben wollt, bringt ihr die Sache wieder in Ordnung. Sie machen sich sogleich an die Arbeit und mauern das Orakel wieder in der Wand fest. Den Hammer bringt der Barkeeper vorsichtshalber selber zurück in den Abstellraum und verschließt die Türe sorgfältig. Steffi indessen legt einen Scheck auf den Tresen und fragt: „Ist das genug?“ Der Keeper schaut auf den Scheck und schüttelt wieder wortlos den Kopf. „Also ich mach mich dann mal vom Hof.“ sagt Steffi und geht zurück an ihren Tisch um die Tasche und die Jacke aufzunehmen und läuft dann in Richtung Türe. „Tschüüüsss!“ ruft sie und als sie die Türe aufdrückt ertönt eine Glocke, welche anzeigt wenn Besucher kommen oder gehen.

Stefanie läuft an der Scheibe vor dem Welkomat vorbei und sieht in Richtung Dreckberg. Sie hat bestimmt genug bezahlt für den Schaden, denn der Barkeeper putzt schon wieder Gläser.

Tauka©2005

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