Die Stufen
bewegen sich. Der Mann in der Schlange macht den ersten Schritt. Die Stufen
fahren an und heben sich vor seinen Füßen. Sein Schuh steht zwischen zwei
Treppen, so dass er nochmals auf den Treppen herumrutschen muss, damit er nicht
herunter fällt. Im linken Ohr hat er einen Ohrlautsprecher. Die Musik dröhnt in
seinen Kopf, ohne dass die Menschen vor oder hinter ihm etwas davon hören. Er
befindet sich in einer eignen Welt aus Musik, weil aber der rechte Ohrstecker
an dem Saum seiner Jacke herunterbaumelt, kann er hören, was um ihn herum
vorgeht.
Die Rolltreppe
fährt hinauf. Sie trägt den ganzen Trupp stehender Menschen an die Oberfläche.
Unten fahren Straßenbahnen ab. Es fegt ein kalter Wind zwischen den Menschen
hindurch. Oben löst sich die Gruppe
gleichgerichteter Rolltreppenfahrer wieder auf. Die Stufen schieben sich wieder
zusammen. Das Verhalten der Personen ist abwartend. In dieser Gruppe geht
niemand die Treppen hinauf. Warum auch, jede und jeder hätten sich
durchdrängeln müssen. Die Leute stehen nicht auf einer Seite, sie stehen ohne
Botschaft. Es ist nicht das sie nicht wollen, dass jemand schneller hinaufgeht,
als sie selber fahren, aber sie stehen eben ohne Botschaft.
Plötzlich, mit
unglaublich lauter Stimme, fängt ein Türke direkt hinter dem Mann mit dem
Ohrlautsprecher an seine Stimme zu erheben. Er stimmt ein türkisches Lied an.
Die Töne klingen dunkel, fremd und unpoetisch. Der Mann, der den Ohrstecker ist
zu diesem Zeitpunkt auf der Hälfte der Strecke. Er nimmt den rechten
Ohrlautsprecher und setzt ihn sich in das Ohr. Er ist nun ganz in seiner Welt.
Die Treppe fährt hinauf und die Stufen sinken ein.
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Tauka
10. März 2005