Fußball EM 2016 in Frankreich

14.06.16

„Endlich wieder ein Auftrag!“ jubelte Steffi, als der Redaktion der Zuschlag für die EM in Frankreich erteilt wurde, ohne zu ahnen, was auf sie zukommen würde.

Noch bis zum Tag der Abreise, einen Tag vor dem Eröffnungsspiel, waren alle zuversichtlich, dass man einige friedliche Wochen am Rande der Spielwiese erleben würde, obwohl die ersten Warnungen und Mahnungen wegen der akuten Terrorgefahr bereits bekannt waren.

Frankreich war hochgerüstet. An der Grenze fanden umfangreiche Sicherheitskontrollen statt und an allen Spielorten waren Polizisten mit Maschinengewehren unterwegs. Bereits als die Tauka Journalisten den Bus verließen, um in ihr Hotel einzuchecken, wurden sie von fliegenden Kameraaugen überwacht. Die Drohnen waren beinahe überall unterwegs.

Ansteuer Schaltung erklärte: „Ich habe gelesen, es handelt sich bei diesen neuen Überwachungsdrohnen um vernetzte mobile Applikationen, die sich auch untereinander verständigen können. Sie tauschen einfache Standortmitteilungen und Meldungen über Gefahrenquellen aus. Aber damit können sie bereits recht schnell die möglichen Fluchtwege rund um einen Gefahrenherd erreichen und überwachen.“

„Na toll! Dann ist man ja sicher!“ sagte Jun Ky,  der einen schweren Seesack trug und von der Drohne besonders lange beobachtet wurde. „Sie sieht in mir wohl schon eine Gefahrenquelle!“ rief er aus und lächelte die Drohne an, die sich zehn Meter über ihm postiert hatte.

Die Reporter wurden von Pagen in einen Raum im Hotel geleitet. Man stellte den Koffer oder die Tasche auf ein Sichtgerät. Röntgen- und Metalldetektoren verrieten auffällige Signaturen zu Waffen oder  Merkmalen von Sprengstoffen. Ein neuartiges „Schnuppergerät“ saugte die Luft aus der Tasche ab und verarbeitete die Inhaltsstoffe zu einem Signal, welches anzeigte, ob der Inhalt unbedenklich war.

Ein Beamter hielt eine Art Staubsaugerrüssel, jedoch mit einer sehr dünnen nadelartigen Spitze in eine Öffnung der Tasche und ein grünes Licht blinkte auf, wenn alles in Ordnung war. Wenn eine rote Lampe Strom erhielt wurde die Tasche genau untersucht.

Um der ganzen Sache ein wenig Fröhlichkeit zu geben waren die Lampen in einem Linux-Pinguin untergebracht, dessen eines Auge die grüne und das andere die rote Lampe beherbergte.

Auf dem Bauch des Pinguin stand: „Sponsored by Linux“

Es gab jedoch keine Beanstandungen.

Die Teilnehmer bezogen ihre Zimmer und trafen sich am Abend zu einer gemeinsamen Besprechung beim Abendessen.

 

"Nach zwei Jahren Abstinenz und einer verpassten Chance während der Fußball WM 2014, bei der Deutschland als Weltmeister hervorging, haben wir wieder einen Auftrag zur Berichterstattung erhalten." eröffnete Steffi Stern das Meeting. "Die Redaktion ist zwar nicht in der Lage, Journalisten zu jedem der Spiele zu senden, aber einige wichtige Tagesmeldungen werden wir schon aufgreifen! Wesentlich ist, dass wir wieder dabei sind!" Alle Anwesenden applaudierten. 

"Die erste Wortmeldung hat Jun Ky eingereicht. Ich möchte schnell zu dem verdienten Abendessen kommen und lasse euch daher am Besten gleich eure Beiträge liefern!"

Jun Ky stand auf und erklärte: "Ich habe vor der Abfahrt eine verschlüsselte Nachricht eines Informanten erhalten. Die Nachricht klingt wie eine Warnung. Es heißt darin, eine Website mit dem Namen "bomben-gemein.de" habe Hinweise darauf, dass uns Schlimmes drohe. Was genau wurde nicht erwähnt, aber man würde uns weitere Informationen zukommen lassen, sobald es notwendig sei." Burgunder Train fragte: "Bomben Gemeinde - ist das ein Ort, oder eine Gesellschaft, oder ein Verein?" Jun Ky gab zurück, dass er dies auch noch nicht wisse, aber er wolle noch tiefer Recherchieren. Es hieße auch nicht Gemeinde, sondern "gemein punkt de", womit dieser Ansatz in eine ganz andere Richtung führen könne. 

"Vielleicht sind es Leute, die Bomben gemein finden!" warf Maria Antonietta ein. "Ja, oder Leute, die an eigenem Leib erfahren haben, wie gemein Bomben sind, also Versehrte!" meinte Basica.

"Es könnten auch Typen sein die selber Bomben bauen." argwöhnte Husten Lohnsich. "Gemeine Bombenbauer!"

Dies war eine Vorstellung, die den Anwesenden nicht gerade behaglich war. Wenn sie von gemeinen Bombenbauern gewarnt wurden, dass etwas Schlimmes passieren würde, wäre dies ein Grund, sich nicht in der Öffentlichkeit zu zeigen. Dabei hatten sich alle darauf gefreut in Frankreich ein wenig Freizeit in den Lokalen zu verbringen. 

Nach einer heftigen Diskussion wurde beschlossen, den Ausgang mit den behördlichen Einrichtungen abzustimmen, also zu fragen, wann und wo es sicher sei und wann und wo nicht. Auch sollte eine Anfrage an das Hotel gestellt werden, täglich einen aktuellen Aushang im Schaukasten des Foyers zu veröffentlichen, welche Bereiche der jeweiligen Spielstadt als sicher gelten und welche Ausweichmöglichkeiten, vielleicht sogar Fluchtbereiche, gegeben seien. 

Elfetè gab eine weitere Wortmeldung ab. Ihr ging es um den Sicherheitscheck, bei dem das Schnuppergerät zum Einsatz gekommen war. Sie war der Ansicht, dass es kein Zufall sein konnte, dass man gerade eine Pinguinfigur von Linux herangezogen hatte, sondern warf die Frage auf, ob Linux sich mit Schnüffeleien beschäftigte, wie man es bereits von anderen Software Herstellern und Internetgiganten gehört habe und gewohnt sei. Ihrer Ansicht nach teilten sich die Riesen den Informationsmarkt inzwischen auf. In etwa so: Linux schnüffelt und entwickelt Schnuppergeräte, Microsoft horcht und entwickelt Hörgeräte, Google schaut auf uns herab und entwickelt fahrbare Rundumkameras und Facebook entwickelt die Gesichtserkennung und fliegt mit Drohnen herum. 

Um mitzuhalten schlug sie vor, daß unser Entwicklungsbüro halbtransparente Spiegel entwerfen sollte, um sich davor ausziehen zu können. 

Man wollte mit den Sicherheitsleuten darüber sprechen. Die meisten aber hielten es für sinnvoller, sich um Fußball zu kümmern und nicht um technische Neuerungen.

Nach weiteren Wortmeldungen, in denen es um die Zimmerbelegung ging, also wer mit wem auf einem Zimmer zusammen lag und ob man die Belegung in der Zeit des Aufenthaltes tauschen dürfe, ohne dies mit der Security besprechen zu müssen, wurde bald das Essen aufgetischt. 

Es gab eine vortreffliche Fischsuppe. 

Anschließend zog man sich in die Hotelräume zurück, um für das Auftaktspiel ausgeruht und munter zu sein.

 

Sportwind

Autor:

Steffen Windschatten Quelle Copyright Tauka® 2010