Weinfest Stuttgart 2009 |
17.11.13 |
|||
Der Tag der Eröffnung des
Stuttgarter Weinfestes 2009 begann mit guter Musik.
Ich ließ das Radio spielen, während ich mich bereit machte für den Auftrag und überrascht konnte ich feststellen, dass sie die Songs spielten, die meiner Arbeit am nächsten kamen. Mir kam der Gedanke, dass ich bereits berühmt geworden bin und die Leute vom Radio die Musik extra für mich spielten aber ich verbannte diesen Irrläufer schnell wieder in das Reich meiner Phantasie. Ich erhielt mein Briefing. Es war kurz und Aussagekräftig. Die Bundestagswahl steht vor der Tür und ich sollte auf dem Weindorf eine der Heißwasserdüsen unserer Regierung fotografieren. Wann die betreffende Person auf dem Weinfest erscheinen würde war der Redaktion nicht bekannt. Deswegen stellte man mir den Firmenwagen zur Verfügung und genügend Spesengeld für den Auftrag, der zwölf Tage umfasste. Ich parkte den Wagen in einem Parkhaus und mir viel ein, dass ich unserem Chef unbedingt einmal sagen musste, dass wir auf den roten Bremslichtern einen kleinen, aber feinen Laserschriftzug einbrennen lassen sollten: "Ohne Tempo zur Mondbasis" oder "Ich leuchte für die Mondbasis", vielleicht auch "Mit Rotlicht zum Mond". Das würde unserem Image bestimmt helfen und könnte die Motivation in der Wirtschaftskrise steigern, wo doch jetzt die Abwrackprämie wegfällt.
|
||||
Auf dem Weinfest ging es dann zu wie
auf dem Hamburger Fischmarkt.
Ein buntes Treiben rund um die Auslagen. Wein und weinhaltige Getränke wohin man nur blickte. Ich begann mich schon am ersten Tag zu fragen, wie ich die Heißwasserdüse aus dem Führungsteam der Parteien finden sollte. |
||||
Eine wirklich schwere Aufgabe. Und der erste Tag verging, ohne eine Fährte. Ich versuchte im Internet eine Angabe zu politischen Heißwasserdüsen zu finden, konnte aber nur einen Zusammenhang zu Kaffeemaschinen herstellen. Vielleicht waren auch eine Heißluftdüse gemeint. Ich forschte weiter. |
||||
Im Baden Württembergischen Stuttgart sollte es eigentlich kein Problem sein, einen Politiker dieser Elitedemokraten vor die Linse zu bekommen, schließlich sind die hier stark vertreten und heiße Luft verbreiten sie auf dem Weindorf ununterbrochen. | ||||
Konnte es sich um einen Politiker aus Bayern handeln, den unser Chef da meinte? Ich fragte einige hübsche und in Trachten gekleidete Damen, aber sie schenkten mir lediglich eine Eintrittskarte für ein Fußballspiel eines Fußballclubs. |
||||
Zu jung konnte der Politiker doch
nicht sein, sonst hätte es bestimmt Nachwuchsheißwasserdüse, oder Nachwuchsheißluftdüse
geheißen.
Trotzdem befragte ich einige junge Leute, die sofort anfingen über meine Frage zu lachen. |
||||
Ich empfand die Auftragsstellung inzwischen selber etwas komisch und versuchte einen plausiblen Grund für diese Wortwahl zu finden. Hatte es mit braunem Kaffee zu tun? Sollte der Politiker gar selber ein dunkelhäutiger Mann sein? Aber ich hatte keinen deutschen dunkelhäutigen Politiker in Erinnerung. Trotzdem fragte ich einen schwarzen Musiker. |
||||
Sofort verbarg er sein Antlitz
hinter einer weißen Maske und ignorierte mich.
Etwas irritiert suchte ich mir einen Platz an den Tischen und lies es mir von dem Spesengeld gut gehen. |
||||
Auch die nächsten Tage erbrachten keinen Erfolg. Ich hatte mich zu japanischen Delegierten durchgefragt, doch einen Heißwasserpolitiker, oder gar "Die Heißluftdüse" der Regierung - da konnte, oder wollte man mir nicht helfen. |
||||
Mensch - dachte ich - dann frag doch
einfach die Kollegen, die wissen bestimmt Bescheid.
Es liefen gute Fotografen auf dem Weindorf herum und ich lud sie zu einem kleinen Schwatz ein. Wir sinnierten über die Feststellung, dass sich im dem Begriff unter Umständen eine Metapher zum Kaffee verbarg. Sollte mein Chef vielleicht die Wahl beeinflussen wollen, indem er einer Partei deutlich rechtsgerichtete Ideale unterstellen wollte? Auch das konnte ich mir nicht vorstellen. |
||||
Aber immerhin war die Heißwasserdüse aus technischer Sicht geeignet, lauwarme braune Getränke wieder zu erhitzen. Konnte die gesuchte Person also zu gleichwertigen Aktionen auf der politischen Bühne fähig sein? Ich musste mir doch nur die Wahlplakate eingehend betrachten, sagten meine Kollegen, dann würde ich denjenigen, oder diejenige schon finden.
|
||||
Wahlplakate zu studieren war eine lästige und mühevolle Pflichtaufgabe, die mir nicht leicht viel, bei den vielen netten und sportlichen jungen Leuten, welche das Weinfest am nächsten Tag besuchten und mich bei der genauen Betrachtung der Wahlplakate amüsiert beobachteten. | ||||
Zudem fing es nun auch noch an zu Regnen. Kein Tag an dem der Führungskader der Politik seine Heißwasserdüsen auf das Pflaster schickt, oder? Ich machte mich geschlagen auf den Heimweg. |
||||
Es musste einen Weg geben, diesem
Rätsel näher zu kommen.
Den darauf folgenden Tag befragte ich die Weindorfpolizei, die gerade einigen Mafiosis der Musikerorganisation ein Knöllchen verschrieb. Da die Polizistin beschäftigt war, verwies sie mich an ihren Kollegen. |
||||
Aber auch der freundliche Weindorfpolizist konnte mit meiner Beschreibung nichts anfangen. Ich erklärte ihm, dass die ganze heiße Luft der zur Wahl stehenden Personen und Parteien in diesem Bundesland doch irgendwo her kommen muss. Er schickte mich in Richtung Riesling Tor.
|
||||
Ich erreichte das Tor, konnte aber
auch hier keine Informationen zur Person eines solchen Politprofis
erlangen.
War es möglich, dass ich diese Spitzenperson bereits verpasst hatte. Ich begab mich wieder auf das Weinfest. |
||||
Vielleicht verbarg er sich hinter dem harmlos aussehenden Orgelspieler? |
||||
Oder konnte es der rucksacktragende Wanderer sein, der sich hier zur Wahl stellte? | ||||
Die Partei hat sicher keine Pappfiguren hingestellt, die sich um die Belange der deutschen Bevölkerung bemühen sollen. Zumal diese hier mit Schafen zu sehen sind und das würde die Partei doch nicht machen, wenngleich eine politische Heißwasserdüse etwas von einem guten Hirten haben musste, der seine Schafherde gütig führt. |
||||
Nach zwei Glas Wein überlegte ich, ob eine
Heißluftdüse wohl eher mit einer Fönwelle eine Koalition eingehen würde,
oder konnte diese Koalitionsaussage eher einer Heißwasserdüse nützen.
Ich diskutierte darüber lange mit Besuchern des Weindorfes. Dann trat ich den Heimweg an und brütete bis spät in die Nacht nach. |
||||
Meine nächsten Gesprächspartnerinnen waren mit einem Reisegutschein eines bekannten Männermagazins angereist. Auch sie hofften auf eine prominente Persönlichkeit zu treffen, wussten aber noch nicht wer es sein würde. |
||||
Verzweifelt sprach ich mit
einigen Schotten, die sich das Weinfest auf gar keinen Fall entgehen
lassen wollten.
Einen Tip auf einen heißen Kandidaten hatten sie jedoch nicht unter ihrem Kilt. |
||||
Ich versuchte es mit Bestechung und sprach mit einer Wirtin. Es half nichts. Sie zählte mein Kleingeld ab, aber die meine Frage konnte sie nicht beantworten. |
||||
Völlig kaputt und entnervt
gab ich auf. Ich fuhr nach Hause und beschloss meinem Chef von meiner
Niederlage zu berichten.
Entweder gab es keine politischen Heißdüsen, egal, ob auf Wasserbasis, oder auf Luftbasis, oder ich musste die Heißdüse verpasst haben. Er hätte mir einfach eine bessere Beschreibung mitgeben müssen. |
||||
Im Büro wurde ich
schon freudig erwartet. Als ich aber von meiner schwachen Leistung
berichtete, war die gute Laune weg. Ich sollte meine Spesen selber
bezahlen und künftig könnte ich mich darauf gefasst machen, keinen
Auftrag mehr zu bekommen. Klar regte ich mich auch auf und sagte ihm, dass
ich das nicht mache. Schließlich hatten wir eine Abmachung bezüglich der
Spesen und es war ja auch nicht meine Schuld, wenn er mir einen unklaren
Auftrag gibt.
Der Chef ließ mich am Arbeitsplatz alleine und ging in sein Büro. Nach einer Weile, in der er sich meine Fotos näher angesehen haben musste, kam er wieder heraus, ging zu unserer neuen Hausbar, schenkte sich einen Whisky ein und sagte: "Ich verzeihe dir die Sache noch einmal, zumal du die spanische Königsfamilie auf den Bilder eingefangen hast, aber das hättest du mir doch auch gleich sagen können!" Verblüfft machte ich mich schnell an meinen Bericht. |
||||
Autor: Burgunder Train |
Quelle | Copyright Tauka® 2009 |